Coronavirus und Ausgangsbeschränkung: Eltern-Burnout vermeiden

Das Coronavirus wirft eine Reihe von Schwierigkeiten und Herausforderungen auf. Das Risiko einer psychischen Erkrankung ist eines davon. Diese Periode der „Ausgangsbeschränkungen für die ganze Familien“ kann eine Reihe von Problemen auslösen. Familien sind es nicht gewohnt, „auf engem Raum“ zusammenzuleben.
Kinder sind es nicht gewohnt, dass ihre Freiheiten eingeschränkt werden. Und mit der Telekommunikation haben wir eine gewisse Routine des „Zusammenlebens“ verloren.
Um das Risiko eines „elterlichen Burnout“ und die damit verbundenen negativen Folgen für die Kinder zu begrenzen, geben wir nachstehend einige Empfehlungen, die auf gesundem Menschenverstand beruhen und die dazu beitragen sollen, diese Zeit mit mehr Gelassenheit zu überstehen. - Isabelle Roskam und Moïra Mikolajczak, von der Katholischen Universität Neu-Löwen (UCLouvain).
1. Als Eltern auf seine Fähigkeiten vertrauen
Das Elternsein ist anstrengend und erfordert viel Anpassungsfähigkeit. Wenn Sie bisher anpassungsfähig waren, gibt es keinen Grund, warum Sie sich nicht an die aktuelle Situation gewöhnen können. Geben Sie sich Zeit, sich anzupassen und vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten!
2. Qualität geht über Quantität
Nur weil Ihre Kinder zu Hause sind, heißt das nicht, dass Sie den ganzen Tag mit ihnen spielen müssen, geschweige denn, dass Sie Spiele spielen müssen, die Ihnen selbst keine Freude bereiten. In diesen nie dagewesenen Zeiten ist Qualität wichtiger als Quantität. Wichtig ist die Qualität der Zeit, d.h. die Zeiten und Aktivitäten, in denen Eltern und Kinder Spaß miteinander haben. Sie müssen sich also nicht „aufopfern“, mit Ihren Kindern Puzzle machen, mit der Barbiepuppe spielen oder vor der Videokonsole sitzen, wenn Sie das überhaupt nicht mögen. Wenn die ganze Familie dieselbe TV-Serie mag, verbringen Sie lieber eine gute Zeit vor dem Fernseher als mit einem Brettspiel, das Ihnen den letzten Nerv raubt.
3. Bleiben Sie flexibel
Außergewöhnliche Situation, außergewöhnliche Maßnahmen. Nur weil Sie einige Regeln ändern, um das Zusammenleben in dieser Zeit zu fördern, sind Sie keine schlechten Eltern. Einige Regeln müssen gelockert werden, andere müssen eingeführt werden. Aber es ist wichtig, über diese Regeln zu sprechen, sie explizit und für jeden zu Hause verständlich zu machen. Zögern Sie nicht, sie in Form von Zeichnungen oder Bildern für die Jüngeren visuell darzustellen. Aber einmal eingeführte Regeln sind zu befolgen; sie helfen, Lebensroutinen zu schaffen, die die psychische Belastung verringern. Wenn die Regeln angepasst werden müssen, weil sich herausstellt, dass sie sich nicht für die Anwendung eignen, denken Sie daran, diese Änderungen mitzuteilen und ihre Bedeutung zu erklären.
4. Zögern Sie nicht, Ihre Kinder mit einzubeziehen.
Erklären Sie ihnen die Besonderheit der Situation, setzen Sie sich an den Tisch und machen Sie einen Plan der zu verteilenden Aufgaben: Wer will bei der Wäsche helfen? Wer möchte beim Tischdecken helfen? Den Tisch abräumen? Den Geschirrspüler leeren? Die Waschmaschine laufen lassen? Die Wäsche falten (besser, die Kinder suchen sich ihre Aufgaben aus oder haben das Gefühl, wählen zu dürfen, statt gezwungen zu werden). Natürlich müssen die Eltern in den Arbeitsplan einbezogen werden, ebenso wie die allerjüngsten Kinder mit Aufgaben, die für sie geeignet sind (z.B. das Aufräumen der Spielsachen). Die Aufgaben können von einem Tag zum anderen oder von einer Woche zur nächsten wechseln. Das ist eine tolle Möglichkeit, gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit innerhalb der Familie zu fördern.
5. Scheuen Sie sich nicht, den Alltag Ihrer Kinder zu strukturieren
Kinder sind es nicht gewohnt, ihre Zeit selbst zu planen; normalerweise kümmert sich jemand in der Schule und zu Hause darum. Es besteht die Gefahr, dass sie sich schnell langweilen, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen, dass sie von einer Aktivität zur anderen hüpfen, ohne eine Sache zu beenden, dass sie nur an passiven Aktivitäten (wie Fernsehen) interessiert zu sein scheinen, dass die Wach-, Schlafens- und Essenszeiten nicht mehr eingehalten werden (besonders bei Jugendlichen). Das Risiko für die Eltern besteht unter diesen Umständen darin, dass die Kinder im Laufe des Tages ständig nachfragen und/oder ihre Untätigkeit ihnen letztlich auf die Nerven geht. Nehmen Sie sich also zwei Stunden Zeit, um ihnen zu erklären, wie wichtig die Planung ihres Tagesablaufs ist.
Machen Sie mit ihnen einen Wochenplan. Dazu gehören im Wechsel:
- kreative Tätigkeiten (Zeichnen, Basteln, …),
- Aktivitäten, um sie körperlich fit zu halten (Sport im Freien, Spiele, bei denen man sich bewegt),
- „geistige“ Tätigkeiten für ältere Kinder (Lesen, Lernen, Hausaufgaben für die Schule usw.),
- Momente der Entspannung (vor dem Fernseher, dem Computer oder im Garten, je nachdem, was der Einzelne als Entspannung betrachtet),
- Zeiten, in denen die Älteren sich um die Kleineren kümmern,
- Momente des virtuellen Kontakts mit Freunden,
- Zeiten, in denen Mama und/oder Papa mit den Kindern spielen (! das muss als gute Zeit empfunden werden, wie unter Punkt 2 dargelegt).
Im Idealfall sollte dieser Zeitplan Zeiten enthalten, in denen die Kinder zusammen spielen UND in denen jedes Kind sich selbst beschäftigt. Auch hier sollten Sie Ihren Kindern das Gefühl geben, dass sie Teil ihres eigenen Zeitplans sind. Wenn sie es vorziehen, mit dem Fernsehen vor den kreativen Aktivitäten zu beginnen, ist das in Ordnung. Aber wenn der Zeitplan aber einmal festgelegt ist, muss er eingehalten werden.
6. Wenn Sie es vorziehen, zu improvisieren, und Ihr momentanes Leben Ihnen dies erlaubt, tun Sie sich keinen Zwang an.
Nutzen Sie diese Zeit, um mit Ihren Kindern das zu tun, was Sie immer schon gerne getan hätten, wofür Sie aber keine Zeit hatten. Wenn Sie zum Beispiel den Wunsch hatten, den Garten umzugestalten, bestimmte Fernsehsendungen zu schauen oder einige häusliche Arbeiten zu erledigen, könnte jetzt der richtige Zeitpunkt dafür sein.
7. Entscheiden Sie sich bewusst für einige Dinge.
Es ist unmöglich, an allen Fronten zu stehen, und es ist nicht der richtige Zeitpunkt, für Grundsatzdebatten mit Ihren Kindern. Machen Sie also eine Liste der Verhaltensweisen, die Sie durchgehen lassen würden, und stellen Sie 2 bis 3 Verhaltensweisen heraus, die Sie unerträglich finden (ja, Sie haben das richtig gelesen: nur 2 oder 3!). Machen Sie gegenüber Ihre Kindern die klare Ansage, dass Sie in vielen Dingen „cooler“ sein werden (z.B. bei der Unordnung im Zimmer, dem Fernseher usw.), aber dass Sie bei anderen kompromisslos bleiben werden (z.B. keine Gewalt unter Geschwistern). Denken Sie im Voraus über die Strafen nach und warnen Sie Ihre Kinder vor den Konsequenzen, die im Falle eines Verstoßes gegen die Vorschriften verhängt werden (z.B. die Ecke für die Kleinen, Entzug von Computer oder Handy für einen Tag für die Älteren). Als nächstes: Seien Sie konsequent! Wenn Sie eine Bestrafung angedroht haben und das Kind verstößt gegen die Regeln, setzen Sie die Strafe auch durch, aber bleiben Sie dabei ganz ruhig.
8. Sie brauchen keine Superfrau oder kein Supermann zu sein!
Einige Eltern möchten weiterhin in der Lage sein, zu Hause zu arbeiten UND als Eltern verfügbar zu sein UND den Lehrer zu ersetzen. Aber natürlich kann man nicht gleichzeitig seine Rolle als Mitarbeiter eines Unternehmens, als Eltern und als Lehrer wahrnehmen. Das ist unmöglich, sonst steuert man direkt auf einen Burnout zu. Auch hier müssen Sie sich entscheiden... und akzeptieren, dass „Wählen“ auch „Verzichten“ bedeutet. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.
9. Aufeinander aufpassen
Die derzeitige Situation führt zu einer drastischen Veränderung der Anwesenheit der Eltern. In vielen Häusern ist einer der beiden Partner nun zu 100% zu Hause, der andere zu 100% gefordert. Selbst wenn derjenige, der „außer Haus“ arbeitet, jetzt noch mehr arbeiten muss, ist oft derjenige, der „zu Hause bleibt“ am meisten betroffen: Er/sie ist anfälliger, wenn er/sie Heimarbeit mit Kinderbetreuung kombinieren muss, aber er/sie ist auch empfindlicher, wenn er/sie nicht die Möglichkeit hat, von zu Hause aus zu arbeiten. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass Eltern, die Hause bleiben, am anfälligsten für den elterlichen Burnout sind. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass der- oder diejenige, die das Haus verlassen darf, in der Lage ist die schwierige Lage des Partners zu ermessen und ihm oder ihr durch Worte oder kleine Aufmerksamkeiten seine oder ihre Wertschätzung zu zeigen, wenn er oder sie schon nicht helfen kann.
10. Lassen Sie sich helfen, wenn Probleme auftreten.
Wenn keiner von Ihnen vom Coronavirus betroffen ist, sollten Sie Ihr Glück schätzen und die Situation philosophisch betrachten. Ja, Sie werden vielleicht manchmal Lust haben, Ihre Kinder aus dem Haus zu werfen. Das ist völlig normal. Nicht normal wäre es, wenn Sie es wirklich täten. Wenn Sie also das Gefühl haben, dass Sie demnächst explodieren, gehen Sie an die frische Luft (buchstäblich!). Und wenn Sie wirklich keine Luft mehr kriegen und nicht wissen, was Sie tun sollen, um nicht handgreiflich zu werden, rufen Sie einen Psychologen an. Psychologen wissen, dass dies eine Zeit großer Verletzlichkeit ist, eine Zeit des Unwohlseins, der Eheprobleme und des elterlichen Burnout. Sie sind da, um Ihnen zu helfen.