Wie können Sie auf Ihre Bedürfnisse eingehen?

Zuerst einmal müssen Sie wissen, welches Bedürfnis Ihre Aufmerksamkeit benötigt.
Ziehen wir dazu einen Vergleich heran: Woher weiß man, dass ein Auto Treibstoff, Motoröl oder Kühlflüssigkeit benötigt? Bevor man in Panne fällt, gibt das Auto ein Warnsignal von sich (ein Lämpchen leuchtet auf, ein Signalton erklingt oder eine Nachricht erscheint). So wissen Sie, dass es Zeit ist zu reagieren. Und beim Menschen? Seit jeher besitzt auch unser Organismus Warnsignale in Bezug auf unsere Bedürfnisse, und zwar weitaus leistungsfähigere Signale (sensibler, nuancierter, zahlreicher) als die in der mechanischen Welt. Jedem menschlichen Bedürfnis entsprechen Warnsignale, die von sanft bis unüberhörbar reichen.
Wenn mir beispielsweise Entspannung fehlt, spüre ich zuerst einige Muskelverspannungen. Verbessert sich die Situation nicht, verspüre ich zusätzlich zu den Verspannungen Überdruss, Gereiztheit und ich beginne, Fehler zu machen. Später stellen sich noch alarmierendere Signale ein, wie ein Hexenschuss oder eine Rückenverspannung, ein Gefühl der Erschöpfung oder Unfälle…
Uns steht also alles Notwendige zur Verfügung und es ist sicherlich besser, auf die ersten als auf die letzten Signale zu reagieren! Doch dafür ist es notwendig, wieder zu erlernen, auf sich selbst zu hören.
Wie kann man auf sich selbst hören?
Der schlimmste Feind des „In-sich-Hineinhorchens“ ist sicherlich der Gedanke, dass Bedürfnisse Schwächen sind. Der Idealfall wäre, immer mehr machen zu können oder immer mehr zu verdienen. In diesem Wettrennen (und diesem Wettbewerb mit anderen) ist das Signal zur Erinnerung an die Bedürfnisse nicht der Schlüssel zum Glück, sondern ein Hindernis: Es wird als ein Zeitverlust angesehen.
Die Erziehung kann auch eine Rolle spielen. In dem Umfeld, in dem Sie aufgewachsen sind, wurde zu viel in die einen Bedürfnisse investiert, während andere schlecht angesehen oder ignoriert wurden. Sie haben vielleicht Dinge in Bezug auf die Signale für Ihre Bedürfnisse gehört („Ein Junge weint nicht!“), die Sie dazu veranlassen, Sie zu überhören. Das Ergebnis kann dann sein, dass Ihnen die „Erlaubnis“ zur Befriedigung einiger Bedürfnisse fehlt (die Erlaubnis, Nähe zu spüren beispielsweise). Es kann hilfreich sein, Abstand zu nehmen und zu lernen, sich diese Erlaubnis zu erteilen.
In gleicher Weise werden die Vorbilder, die sie hatten (in Ihrer Familie oder Ihrer Kultur) Sie in Ihren Gewohnheiten, ob nun in Bezug auf das Essen, die Freude in Ihrem Alltag, die Aufmerksamkeit für den anderen, den Sinn, den Sie Ihrem Leben geben… beeinflussen, wenn Sie sie nicht in Frage stellen. Manchmal können Sie Ihnen danken und manchmal sollten einige Vorbilder überprüft werden, vielleicht mit Vorsicht, aber auch mit Entschlossenheit. Dies ist unerlässlich, um Ihr eigenes Gleichgewicht zu finden.
Alle einzigartig
Jeder ist einzigartig: Wir haben nicht dieselben Bedürfnisse, zum selben Zeitpunkt und in demselben Maße. Eben unsere Bedürfnisse (in Bezug zu unserer Umwelt zu stehen, sei es nur, um zu atmen und auch in Beziehung zu anderen zu stehen) machen paradoxerweise aus jedem unter uns jemand Besonderen, jemand Einzigartigen. Dies muss man anerkennen und sich ohne zu zögern die Erlaubnis geben, auf sich zu hören und sich das zu geben, was einen gesund, aber vor allem glücklich macht.